An(ge)dacht Februar 2024

Mit folgenden
 Gedanken grüßt Sie
 Pfarrerin
  Imke Pursche.

Monatsspruch März 2024:
Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus,
den Gekreuzigten. Er ist auferstanden,
er ist nicht hier. 
Markus 16,8

 

 

Lieber Leserin, lieber Leser,

Ist Ihnen die dritte Strophe des Abendlieds „Der Mond ist aufgegangen“ geläufig? Für den Fall, dass nicht, kommt sie hier: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“
Vor einiger Zeit, im Urlaub über Silvester, hatte ich wieder einmal einen Moment, der mich das Beschriebene ein Stück weiter begreifen und spüren ließ: Wir waren zu Freunden nach Norwegen gereist. Nicht zum ersten Mal besuchten wir sie, aber eine Reise dorthin im Winter war eine Premiere für uns. Es war uns bewusst, dass es dort kurz nach Weihnachten tüchtig dunkel sein würde. Aber wie sich das so wirklich anfühlt, das konnten wir erst wissen, als wir es erlebten. Vor 9 Uhr war es finster und gegen 15 Uhr begann es, das auch wieder zu werden. So wirklich hell war es in den sechs Stunden dazwischen allerdings auch nicht. Die Sonne bekamen wir in diesen Tagen schlicht überhaupt nicht zu Gesicht. Der Himmel war bedeckt und immer wieder fiel Schnee von oben herunter. Wenn mir einer gesagt hätte „Die Sonne kommt im Winter gar nicht bis nach Norwegen“ – ich hätte es geglaubt! Die Laune verdarb uns das allen nicht, da waren Skifahren, gutes Essen und die Freude über die lebendige Gemeinschaft davor. Aber wie dunkel es wirklich die ganze Zeit gewesen war, das merkten wir, als wir auf dem Rückflug durch die scheinbar unüberwindliche Wolkendecke stießen. Unglaublich, wie hell das auf einmal war! Wie strahlend die Sonne schien, die doch offenbar die ganze Zeit dort oben gewesen war! Wir mussten die Augen zwischendurch immer einmal schließen, aber dann doch wieder aufblinzeln, um das Glänzen und Blitzen der Sonne über den Wolken nicht zu verpassen. Eine andere Welt war das auf einmal.
Auch die Frauen, mit denen der Engel im Monatsspruch redet, sahen etwas nicht, das sie ebenso dringend brauchten wie die Menschen die Sonne: Sie suchten Jesus. Und sie suchten ihn verständlicherweise dort, wo er tot hingelegt worden war, nämlich im Grab. Das Grab aber war leer! Wie sollten sie glauben, dass er auferstanden war, wie der Engel sagte? Wie können wir das glauben?
Siehst du den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. Die Sonne war auch im finstren Norwegen die ganze Zeit da, wir konnten sie nur nicht sehen. Dass solch eine schöne Osterglocke wie auf dem Titelbild im grauen Winter bei uns schon in der Erde schlummert und nur darauf wartet, geweckt zu werden und so schön zu blühen, das ist ebenso kaum zu glauben.
Bewegung ist notwendig, damit wir solche Dinge, die für uns nicht sichtbar sind, doch glauben können. Innere oder äußere Bewegung, das zeigt das Beispiel des Monds oder unsere Bewegung mit Hilfe des Flugzeugs durch die Wolken hindurch. Die Zwiebel im Boden muss auch aufbrechen, damit die Knospe an die Oberfläche kommen und von der Sonne beschienen werden kann.
Den Frauen am leeren Grab wird ebenfalls Bewegung geraten. Der Engel sagt, sie sollten nach Galiläa gehen, dort würden sie den auferstandenen Jesus sehen. Auch wir müssen uns bewegen, um glauben zu können, um nicht stehen zu bleiben bei dem, was wir direkt vor Augen haben. Wie jeder Schritt erfordert das ein wenig Kraft und Mut dazu.
Ich wünsche Ihnen in diesem beginnenden Jahr solch blitzende Momente, in denen Sie sich fühlen, wie wenn Sie auf einmal die hellstrahlende Sonne im grauen Deutschland sehen würden, und dass Sie glauben können, auch wenn Sie nicht sehen!    

Ihre Pfarrerin Imke Pursche