An(ge)dacht Oktober 2022

Pfrin-Anke_WalterMit folgenden Gedanken
grüßt Sie
Pfrin. Anke Walter

 

 

Ein heißer Sommer neigt sich dem Ende zu und wir feiern Erntedank. In der Regel wird es am Sonntag nach dem 29. September (Michaelistag) begangen, das ist meistens der erste Sonntag im Oktober. Der Altar wird mit Erntegaben geschmückt: Brot, Äpfel, Kohl, Kartoffeln und je nach Region Weintrauben oder die sieben Kräuter für eine grüne Soße.
Bei uns in der Kirche hängt über allem im Chorraum eine große Erntekrone, die aus den verschiedensten Getreideähren geflochten ist. Die Vielfalt der Gaben zeigt, wie wunderbar die Schöpfung ist.
Und es macht uns auch bewusst, wie gut es uns geht.
Erntedank ist ein Ausdruck unserer Freude und Dank gegenüber Gott. Man denkt natürlich auch an die Menschen, die diese Ernte produziert und ermöglicht haben. Es braucht ja diejenigen, die sich kontinuierlich kümmern: säen, hegen und pflegen, jäten und gießen – v.a. in diesem Sommer bedurfte es einiger Logistik, damit das Angebaute nicht vertrocknete. Ja, es gibt viel zu tun, damit die Arbeit auf dem Feld und im Gemüsegarten fruchtet. Und doch hat der Mensch das Gelingen letztendlich nicht in der Hand, darum feiern wir Erntedank. Wir danken bewusst Gott, dem Schöpfer aller Gaben. So erinnert uns auch der Monatsspruch im Oktober daran: „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung.“ Diese Dankbarkeit Gott gegenüber zeigt sich auch darin, wenn wir sorgsam und verantwortlich mit unseren Lebensmitteln umgehen.
Deshalb ist es erschreckend, dass in Deutschland ein Drittel vom dem, was produziert wird, weggeschmissen wird: 12 Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr. Oftmals ist der Grund ein kleiner Schönheitsfehler oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, das sich sehr wohl vom Mindestverzehrsdatum unterscheidet. Vieles könnte noch gegessen werden, was in der Mülltonne landet. Es ist ein verschwenderischer Lebensstil. Um die Lebensmittel herzustellen, kostete es Millionen Liter Wasser, Tausende Tonnen von Dünger wurden verwendet, die Verarbeitung und der Transport setzten Millionen Tonnen CO2 frei. Und so hat die Überproduktion von Lebensmitteln auch noch mit dem Klimawandel zu tun. Es besteht ein Zusammenhang, den man nicht einfach aufbrechen kann. Aber jeder Einzelne kann bei sich kritisch prüfen, ob er noch sorgsamer mit den Lebensmitteln oder mit der Umwelt umgehen könnte. Denn diese Erde ist uns von Gott als Lebensraum gegeben. Und zwar für alle Menschen, auch für die Generationen nach uns und die Menschen in anderen Kontinenten. Wenn wir achtsam und nachhaltig mit der Schöpfung umgehen, feiern wir täglich Erntedank. Und das kann jede und jeder im Alltag versuchen. Denn „Viele kleine Leute an vielen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern, können nur zusammen das Leben besteh‘n. Gottes Segen soll sie begleiten, wenn sie ihre Wege geh‘n.“ Diese Sichtweise macht doch Mut, zumal dieser Liedtext in einem afrikanischen Sprichwort gründet. Afrika ist ja schon viel länger als Europa von Trockenheit und Hitze geplagt.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und viel Phantasie für Ihre persönlichen Schritte zu einem täglichen Erntedank – lasst uns Gott für die wunderbare Schöpfung danken und sie deshalb schützen und bewahren.

Ihre Pfarrerin
Anke Walter