Sammlung der Artikel zu den Kirchenschätzen von Bruck-Evangelisch

Kirchenschatz: Johannes

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Bild: Arne Seebecks

24. Juni – da fällt mir ein: Johanniskraut und Johannisbeere, Sonnenwende, Johannisfeuer, das Ende der Erntezeit von Rhabarber und Spargel…. Halt, ich befinde mich hier schließlich auf der „Kirchenschatz“-Seite. 
Mein Thema: Johannes. 
Viele Künstler haben ihn dargestellt: Im Fell, Kamelhaar, nicht im königlichen Hermelin. So steht er auch auf dem Taufstein-Aufsatz unserer Kirche. Ein rauer Bursche, der Wind und Wetter so wenig fürchtet wie die Mächtigen seiner Zeit. In der Wüste hat er gelebt. Dort, zwischen Stein und Sand, zwischen Leben und Tod, wird man zur Wahrhaftigkeit gezwungen. Der Mut zur Wahrheit hat ihn letztendlich das Leben gekostet. Sein Beiname: der Täufer, der Mann, der Jesus an den kleinen Flüsschen Jordan tauft. 
Johannes, der Mann der Wüste, krönt den achteckigen Aufsatz unseres Taufsteins. Im Jahr 1675 wurde der kelchförmige Stein und die hölzerne Krönung von der Familie Konrad Memmert gestiftet. Einen konkreten Anlass dafür konnte ich nicht ausmachen – trotz fleißiger Suche in den Kirchenbüchern. Taufe eines Kindes, oder ein Todesfall? Wir wissen es nicht. Johannes könnte für beides stehen. 
Sein Gedenktag ist der 24. Juni. Der Höhepunkt des Jahres ist erreicht, das Land quillt über von Farben und Früchten. Von jetzt ab geht es im Lauf der Natur wieder abwärts. Man spürt es kaum, ganz langsam werden die Tage wieder kürzer, die Nächte länger und dunkler. Doch da wächst auch schon das andere Licht. Nicht das vom 24. Juni, sondern jenes von 24. Dezember, das mitten in der Nacht der Welt erschienen ist. Johannes musste einen gewaltsamen Tod sterben, aber er war auch ein Mann der Hoffnung. Er weist auf den hin, der Licht und Leben bringt. 
 Alle Heiligen haben ihr Erkennungszeichen: Paulus das Schwert, Petrus den Schlüssel, Andreas das Kreuz in X-Form – und Johannes? Er steht da mit einem Lamm zu seinen Füßen, in der Hand den Kreuzstab. „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. Er ist ein Vorbote, er weist hin auf Christus, auf den, der die Macht des Todes zerbricht. Deshalb finden in vielen Gegenden am Johannistag auch Andachten auf dem Friedhof statt. In unserer früheren Gemeinde in Vach habe ich diesen Brauch kennengelernt. Johannes des Täufer: Seine Hoffnungen haben sich erfüllt in Jesus Christus, der nach ihm kam und der uns sagt, dass Gott das Leben jedes einzelnen Menschen für die Ewigkeit liebt. 

Mai. 2021, Gertrud Trojanski
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