Sammlung der Artikel zu den Kirchenschätzen von Bruck-Evangelisch

Kirchenschatz: Mose

Mose-mit-TraubenElke-31_1024Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Ich kann schon etwas kratzig werden, wenn jemand etwas, das mir lieb und wert ist, schlechtredet und herabwürdigt. So geht es mir mit unserem „Kanzelträger“ Mose, den ich mir diesmal als Kirchenschatz auserkoren habe. Denn für mich ist er ein Schatz, auch wenn ich in einer kunsthistorischen Betrachtung lesen muss: „Die Christusfigur und der Moses unter der Kanzel wurden von einem Fürther Bildhauer gearbeitet und sind als handwerkliche, unbedeutende Leistungen zu betrachten.“ Hallo, geht’s noch?!
Die vom Brucker Schreiner Samuel Hartmann im Jahr 1680 gefertigte Kanzel wird dann allerdings (zu Recht) in den höchsten Tönen gelobt. Ich habe ja an dieser Stelle bereits über die drei wunderschönen Engel am Aufgang zur Kanzel berichtet.
Überhaupt mag ich die Kanzel als Ganzes sehr. Man kann an ihr einen richtigen Glaubenskurs machen. Das erzähle ich Ihnen gerne einmal bei einer Kirchenführung. Heute geht es mir um
Mose.
Er gehört für mich zu den wirklich tragischen Gestalten des Alten Testaments. Macht er deshalb so ein tieftrauriges Gesicht? Was hat er nicht alles erlebt: die Bedrohung seines Lebens schon als Säugling, die Unterdrückung seines Volkes, Flucht, ein Amt, das ihm zu gewaltig schien, es ausfüllen zu können, das mutige Eintreten für das versklavte Volk Israel und schließlich dessen Befreiung. Dann die nicht enden wollende Wüstenwanderung und das Vermitteln zwischen Gott und dem ewig murrenden Volk.
Der Bildschnitzer gestaltet ihn wie einen König, lebensgroß, sehr aufrecht, in Rot, Gold und Silber gekleidet. Nur die wilde Haartracht, die Sandalen und der fellgefütterte Überwurf deuten auf die lange, lange Wüstenwanderung. Mose trägt die Kanzel, besser gesagt, sie wächst sozusagen aus ihm heraus.
Übertragen: Das Neue wurzelt im Alten Testament. Mit einer Hand stützt er den Kanzelkorb leicht, in der anderen hält er die Tafeln mit den zehn Geboten, die Gott ihm am Berg Sinai für sein Volk
übergab. 
Und ausgerechnet er durfte das so lange verheißene Land nicht betreten, nur hinübersehen, kurz vor seinem Tod. Tröstlich, dass es am Schluss des 5. Buches Mose heißt: „Und es stand
hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der HERR erkannt hätte von
Angesicht zu Angesicht.“

Dez. 2019, Gertrud Trojanski
Brucker Kirchenschätze