Sammlung der Artikel zu den Kirchenschätzen von Bruck-Evangelisch

Kirchenschatz: Hl. Sebastian

Auf unserem schönen Altar haben sich prächtig aussehende Herren versammelt: Petrus, Paulus, Laurentius (über den ich an dieser Stelle auch schon einmal geschrieben hatte), die Heiligen
Georg, Sebald, Sebastian und ein Bischof. Wenn ich mir einen Herren aussuchen dürfte, von der
Optik wäre Sebastian nicht meine erste Wahl. Obwohl – seine Schuhe sind spektakulär, als kämen
sie aus dem Bequemschuhladen, dazu noch geschnürt mit weißen Bändern – vom Feinsten! „Kuhmaulschuhe“ nannte man diese Art, die etwa um 1480 aufkam und den Schnabelschuh ablöste. Albrecht Dürer hat sogar einen Schnitt dafür gezeichnet. Übrigens trugen Frauen und Männer gleichermaßen diese Schuhe und es gab keinen Unterschied zwischen rechts und links!
Nun, so exquisit die Schuhe des Heiligen Sebastian auch sein mögen, ihretwegen hat er sicher keinen Platz auf dem linken Seitenflügel unseres Altars bekommen. Schließlich zählen ja
die inneren Werte!
Der Legende nach hat Sebastian im 3. Jahrhundert gelebt. Er gehörte zur Leibwache des Kaisers Diokletian von Rom, unter dessen Ägide es die letzten und schlimmsten Christenverfolgungen im
Römischen Reich gab. Seine gehobene Stellung ermöglichte es Sebastian, seinen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms im Verborgenen beizustehen. Er hat ihnen Mut zugesprochen und nach seinen Möglichkeiten geholfen. Doch dann wurde er selbst wegen
seines christlichen Glaubens angeklagt, auf Befehl des Kaisers an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. So hält er auf dem Halbrelief des Brucker Altars mit beiden Händen sein Heiligen-Attribut, einen nach unten gekehrten Pfeil in der Hand. Sebastian gilt als der Schutzpatron gegen die Pest. Die Seuche wütete in den Jahren 1474, 1495 und 1496 in unserem Ort. Es ist anzunehmen, dass er aus diesem Grund hier als Nothelfer seinen Platz gefunden hat.
Hat uns der Heilige Sebastian heute noch etwas zu sagen?
Nach Luthers Lehre kommen wir allein aus Glauben und allein aus Gnade zu Gott. Einziger Vermittler zwischen Gott und uns ist Jesus Christus. Aber Heilige wie Sebastian können Vorbilder sein im Glauben und im mutigen Handeln für Andere.
Übrigens war Sebastian sogar noch ein zweites Mal in St. Peter und Paul zu sehen. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die beiden großen Fresken rechts neben der Kanzel,
die aber bei der Renovierung in den 1950er Jahren zugeputzt wurden.

August 2019, Gertrud Trojanski
Brucker Kirchenschätze