Kirchenschatz: Abendmahlskelch

Abendmahlskelch_01Seit vielen Jahren stelle ich Ihnen auf dieser Seite Schätze in und um unsere St. Peter und Paulskirche vor, doch einen der schönsten und ältesten Schätze habe ich Ihnen bisher vorenthalten.

Ausgerechnet jetzt aber werden Sie eine Weile warten müssen, bis Sie das Original sehen oder gar in die Hand nehmen dürfen. Während der Corona-Monate konnten und können wir das Heilige Abendmahl gar nicht oder nur mit Einzelgläsern feiern. Und ich fürchte, es wird einige Zeit dauern, bis wir wieder unbefangen zu unseren alten Gewohnheiten zurückkehren können. Die zwei Bilder zeigen schon: Das Warten lohnt sich!

Bei einer Ausstellung des Stadtarchivs Erlangen im Jahr 2007 wurde unser wunderschöner Abendmahlskelch gezeigt. Vor ein paar Jahren hat ihn die Kirchengemeinde vom Silberschmied Georg Engelhardt, Weigenmühle, restaurieren lassen, der jetzt auch unsere Leuchter wieder hergerichtet und zum Glänzen gebracht hat. Der Kelch, aus Silber gearbeitet und anschließend vergoldet, hat dabei eine neue Kuppa bekommen. Dieses Wort kommt aus dem lateinischen und beschreibt die obere Schale des Gefäßes.

Abendmahlskelch_02Der Kelch, im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich in Nürnberg geschaffen, setzt sich zusammen aus dem Fuß, dem Griff mit dem Nodus, so nennt man die knaufartige Verdickung, und der Kuppa. Diese ist relativ klein. Können Sie sich denken warum? Nun, die Entstehungszeit liegt ja weit vor der Reformation. Damals war der Wein beim heiligen Mahl als Symbol für das Blut Christi dem Geistlichen vorbehalten, es musste also keine größere Menge hineinpassen. Das Abendmahl in beiderlei Gestalt gibt es ja erst seit Luther.

Aus dem Nodus ragen fünf Bilder heraus mit Gesichtern der Evangelisten. Das Schönste aber ist am Rundfuß zu sehen: reliefartige, kunstvoll durchbrochen gearbeitete Medaillons, die die Symbole der vier Evangelisten sowie eine Kreuzigungsgruppe mit Jesus, Maria und Johannes zeigen. Ein kostbares Gefäß für die kostbare Liebesgabe des Heiligen Mahles. Das zeigt sich für mich am allerschönsten im Relief des Evangelisten Matthäus, der einen Engel als Symbol hat. Sehen Sie, wie der Engel lächelt? Einfach traumhaft! Ich denke an einen Satz Martin Luthers: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis in den Himmel reicht.“ Da kann man nur zurücklächeln…. 

Jan. 2021, Gertrud Trojanski
Brucker Kirchenschätze

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