Kirchsnschatz: Kreuz-Wege

Ein verschwiegenes Dasein führt unsere Kapelle. „Insider“ kennen sie – und lieben sie. Von außen merkt man gar nicht, was für ein Kleinod sich hinter der schlichten Holztür in dem malerischen Gebäude im Nordhof der Kirche verbirgt. Ein echter Kirchenschatz.

Sehr schlicht, und gerade darum so befreiend für die Gedanken ist das Innere: die Wände aus roh behauenen Sandsteinblöcken, ein ebensolcher Stein als Altar, ein paar einfache Stühle. Im Gegensatz zu den Portalen unserer Kirche ist die Kapellentüre immer offen und lädt ein zu Stille und Gebet. Nicht umsonst wird die Kapelle gerne als Raum für Gebet und Meditation genutzt. Seit einigen Wochen hängt ein großes Holzkreuz über dem Altar. Sehr schlicht, einfach zugerichtet, wie gemacht für diesen Raum, sind die beiden Keuzbalken.

Und sie haben eine Geschichte:

In einem Wald im Osthessischen wuchs ein kerzengerader Eichenbaum. Eines Tages wurde er gefällt und dann lange gelagert. Im Jahr 1726 wurde in Niederaula eine Scheune gebaut. Aus dem Eichenstamm wurden mächtige Dachsparren. Mehr als 250 Jahre tat die Eiche dort ihren Dienst, dann wurde die Scheune abgerissen.

Damit hätte die Geschichte des Baumes auch schon zu Ende sein können, aber sie begann erst: Gert Uhlmann, damals ein Brucker Gemeindeglied, heute in Kriegenbrunn lebend und aus Nieder- aula stammend, erkannte die Schönheit und die Würde, die in den alten Balken steckte – und hatte eine Idee: Im großen Saal des 1986 eingeweihten Begegnungszentrums Fröbelstraße fehlte ihm ein „identitätsstiftendes Zeichen“ für die christliche Gemeinde, die sich hier versammeln sollte. Und so schuf er – „ohne Auftrag, aus persönlichen Gründen, einfach so“, wie er mir sagte, aus den ausgedienten Balken ein schlichtes Kreuz. Dieses Kreuz hat nun, nachdem die Kirchengemeinde das Begegnungszent- rum aufgegeben hat, seinen Platz in der Kapelle gefunden.

Wenn wir es uns ansehen, denken wir an Christus, den Sohn Gottes. Wir denken an das, was er getan hat: Wie er mit Menschen umgegangen ist, wie er sie geheilt, gesegnet und geliebt hat. Sein Zeichen umfasst die ganze Welt. Himmel und Erde, oben und unten, Breite und Weite, rechts und links. Das Kreuz verbindet uns mit Christus – es verbindet uns in Christus miteinander. Jesus ist am Kreuz gestorben. Er gibt uns mit seinem Tod und seiner Auferstehung Hoffnung auf neues, ewiges Leben. Deshalb hat der Künstler die Worte „Glaube, Hoffnung, Liebe“ in das Holz geschnitten. Und weil, nach dem Apostel Paulus, die Liebe die „Größte unter ihnen“ ist, steht sie an oberster Stelle.

Jan. 2019, Gertrud Trojanski
Brucker Kirchenschätze